Eine Sommerfeld-Familie aus Lindenwerder.

SOMMERFELD(T)-Vorkommen sowie Verbindung zu Personen und Familien anderen Namens in der ehemaligen preußischen Provinz Posen.

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Eine Sommerfeld-Familie aus Lindenwerder.

Beitrag von -sd- »

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Emil SOMMERFELD * 23. Oktober 1866 in Lindenwerder, Kreis Kolmar in Posen, + 1945 in Lindenwerder,
oo Emilie SCHLEUSSNER * 31. Oktober 1873 in Sokolitz, Kreis Kolmar.

Sohn:
Helmuth SOMMERFELD * 9. April 1910 in Lindenwerder, + 1. Januar 1990 in Neuß am Rhein,
oo Elsbeth ARNDT * 31. Dezember 1911 in Lindenwerder, + in Neuß.

Deren Söhne:

1. Egon SOMMERFELD * 3. Dezember 1930 in Lindenwerder, wohnhaft in Pretzier (Altmark),
oo Anneliese WICHERT * 28. Juni 1932 in Pretzier (Altmark).

2. Lothar SOMMERFELD, wohnhaft in Neuß am Rhein.

Kinder der Eheleute Egon und Anneliese Sommerfeld:
1. Karin. 2. Beate. 3. Peter.

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Diese Namen und Daten wurden mit Wissen und ausdrücklichem Einverständnis von Antje Sommerfeld,
Pretzier (Altmark), hier eingestellt. Mailto: annabella79de(at)yahoo.de
Zuletzt geändert von -sd- am 21.11.2011, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Egon Sommerfeld feiert seinen 80. Geburtstag.

Beitrag von -sd- »

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Alt-Landrat Egon Sommerfeld feiert seinen 80. Geburtstag. / Seit 1945 in der Altmark zu Hause. /
Rinderzucht als lebenslange Leidenschaft.


"Sein Leben war Mühe und Angst gewesen. Aber dennoch fand er, daß sein Leben köstlich gewesen war."
Was der Schriftsteller und Journalist Hermann Löns vor knapp 100 Jahren in der 'Hasendämmerung' beschrieb,
kommt auch Egon Sommerfeld in den Sinn, wenn er auf sein Leben blickt.

Der Pretzierer feiert heute seinen 80. Geburtstag.

In den acht Jahrzehnten kann er auf eine Menge Erlebtes zurückschauen – als Flüchtling, als Milchprüfer
und Bauer, als LPG-Chef und CDU-Ehren-Kreisvorsitzender bis hin zum Landrat und Landtagsabgeordneten.

Kindheit in Lindenwerder.

Egon Sommerfeld wurde am 3. Dezember 1930 in Lindenwerder, dem heutigen Lipia Góra, im Netze-Distrikt
als ältester Sohn von Elsbeth und Helmut Sommerfeld geboren. An Weihnachten wurde er getauft. Das
Bauerntum hatte seit Generationen Tradition in der Familie. So hatte auch der junge Egon viel mit Landwirt-
schaft zu tun. „Jeder hat mitgeholfen. Das war damals so“, erinnert er sich heute an diese Zeit zurück. Seine
spätere Leidenschaft für die Landwirtschaft hat dort ihre Wurzeln.

Flucht nach Westen.

Die heimatliche Idylle wurde durch den Verlauf des Zweiten Weltkrieges abrupt unterbrochen. Im Januar
1945 startete die Rote Armee eine neue Offensive. Auch die Bewohner von Lindenwerder spürten dies.
„Es lag etwas in der Luft“, erinnert sich Egon Sommerfeld.

Am 20. Januar begann abends gegen 22 Uhr die Evakuierung des Ortes. Dabei hatte der 14-Jährige Glück.
„Ab Jahrgang 1930 galt man noch als Kind. Alle Älteren mußten dableiben und Stellungen bauen“, so der
Pretzierer. „Von denen habe ich keinen wiedergesehen.“ Mit der Mutter, dem Bruder und drei weiteren
Personen ging es bei minus 20 Grad und „scharfem Ostwind“ gen Westen. Das heutige Geburtstagskind
weiß noch genau: „Ich kannte die Brücken über die Oder: bei Küstrin, Schwedt und südlich von Stettin.“
Die Flüchtenden entschieden sich für Schwedt und hatten Glück.

Am anderen Ufer wurde ihnen mitgeteilt, wohin sie gehen sollten: Westprignitz, genauer gesagt der Raum
Tangendorf. Nach 17 Tagen kamen sie an.

Insbesondere die Nächte sind Egon Sommerfeld in Erinnerung geblieben: „In der dritten Nacht mußte
ich bei minus 25 Grad die ganze Nacht die Pferde bewachen. Ich hatte nichts im Magen und habe geheult.“

Hunger nach dem Krieg.

In der Westprignitz arbeitete die Familie bei einem Bauern. Dort erfolgte auch das Wiedersehen mit dem
verwundeten Vater.

Nach Kriegsende mußten die Sommerfelds wieder zurück nach Osten. Sie kamen in die Neumark. Dort
lagerten riesige Kartoffelmieten. „Eine große Brennerei stellte daraus Schnaps her“, erzählt Egon Sommer-
feld. „Zwei ehemalige französische Kriegsgefangene arbeiteten als Brennmeister. Die Russen meinten,
die sollen für ihre Befreiung erstmal ordentlich Schnaps brennen.“

Der junge Egon half beim Reinbringen der Kartoffeln und zweigte im Gegenzug Alkohol zum Tauschen ab.
Dieser wurde im Sommer 1945 nötig. Nach einem Hungertyphusausbruch mußten alle Flüchtlinge weg.
Sommerfelds kamen durch den Kartoffelschnaps per Zug bis nach Berlin.

In der Stadt kamen sie bei einer Tante unter. Aber dort herrschte große Lebensmittelknappheit. Jeden
Morgen gab es einen Wettlauf zum Bäcker um das vorhandene Brot.

Neue Heimat Altmark.

Aus Furcht vor einem Hungerwinter zog die Familie Ende August aus Berlin fort – in die Altmark. Den Aus-
schlag dafür gab die Nachbarin der Berliner Tante, die häufig für ein paar Tage zum Arbeiten nach Ritz-
leben fuhr. Die Region war ehemals amerikanisch und dann britisch besetzt gewesen und besser versorgt,
weil die Bauern noch Vieh besaßen. „Dort habe ich mich zum ersten Mal seit langem richtig satt gegessen“,
erklärt Egon Sommerfeld seine ersten Eindrücke der Altmark.

Arbeit gesucht.

Ein Job in der Landwirtschaft mußte her. „In Pretzier braucht ihr erst gar nicht fragen“, hieß es. Auch in
Groß Chüden und anderen Dörfern hatten die Neuankömmlinge kein Glück. Jemand gab dem Vater von Egon
Sommerfeld jedoch einen Rat: „Schmeiß deine Krücken weg, sonst nimmt dich hier keiner zum Arbeiten.“
Glück hatten sie erst in Wallstawe. Eine Bäuerin suchte jemanden, der Ahnung von Landwirtschaft hatte.

Beruf: Leistungsprüfer.

In Wallstawe arbeitete Egon Sommerfeld als Kleinknecht. Er interessierte sich für Rinder und Zuchtarbeit.
Das gefiel den Bauern. Als im Mai 1947 der Leistungsprüfer krank wurde, ergab eine Beratung, daß der
erst 16-Jährige in diesem Bereich aushelfen sollte. Die schriftlichen Arbeiten erledigte er immer beim kran-
ken Leistungsprüfer.

Als dieser wieder gesund wurde, wollte Egon Sommerfeld in seine alte Stelle zurück, doch das Tierzucht-
amt Stendal, das für die Leistungsprüfung verantwortlich war, wollte nicht auf den jungen Mann verzichten.
So bekam er zwei Stellen angeboten: eine in Fischbeck / Elbe, immerhin die älteste deutsche Rinderzucht,
und in Pretzier.

Egon Sommerfeld fragte seinen Chef um Rat. Dieser meinte: „Fischbeck ist eine Nummer zu groß für dich.
Geh lieber nach Pretzier, da ist tierzüchterisch nicht viel los. Wenn du es dort zu etwas bringst – gut.
Wenn nicht – auch gut.“

So entschied er sich für Pretzier und kam dort am 31. August 1947 an. Doch auch dieses Mal schien der
Ort ihn nicht haben zu wollen. „Du kannst hier unmöglich wohnen. Wir haben keinen Platz“, erklärte ihm
der Bürgermeister.

Später fand sich dann doch eine Möglichkeit: eine Schlafkammer bei einem Bauern und sein Büro in der
ehemaligen Gaststätte Rossau. Verpflegt wurde er durch die Bauern – alle zehn Tage bei einem anderen –
als Entgeld für die Zuchtarbeit.

Von nun an prüfte er 128 Betriebe. Dreimal am Tag war er unterwegs. Mit Holzlatschen stapfte er auch
nach Klein Gartz und Königstedt. 1949 schloß er die Ausbildung zum Tierzuchtwart in Halle und außerdem
die Melkerschule in Barby ab.

Liebe fürs Leben.

Als Egon Sommerfelds Vater 1951 einen Hof in Königstedt kaufte, zog auch sein Sohn dorthin und been-
dete seine Laufbahn als Leistungsprüfer. Seine künftige Frau Anneliese lernte er im selben Jahr kennen –
während einer Hochzeit im Herbst. Anneliese war seine Tischdame. In der folgenden Zeit sahen sich die
beiden dann häufiger. Im Januar 1953 folgte schließlich die Verlobung.

Endgültig in Pretzier.

Der fleißige Landwirt kam seiner Braut und vor allem ihrem Vater gerade recht. Denn letzterer brauchte
einen jungen Mann auf seinen Hof an der Riebauer Straße. Da in Königstedt alles rund lief, kam Egon
Sommerfeld nach Pretzier – und ging nie mehr weg.

In Pretzier hatte er freie Hand. Er machte sich sofort an die Intensivierung der Rinderzucht. Bereits ein
Jahr später konnte der erste Zuchtbulle verkauft werden.

1954 heirateten er und Anneliese. „Einige meiner Gäste holten am frühen Morgen meinen Bullen aus dem
Stall und gaben ihm reichlich Bier zu trinken“, erinnert sich der Pretzierer an dieses Ereignis.

Und der Rest der Geschichte ? 1955 kam das erste Kind Karin. 1960 folgte Beate und 1962 Peter. Nach
sechs Jahren als selbstständiger Bauer wurde Egon Sommerfeld 1960 LPG-Typ-I-Vorsitzender von Pretzier.
1966 wurde er Leiter der Viehwirtschaft in der neuen LPG Typ III, 1972 deren Chef. Während dieser Zeit
prägte er die Rinderzucht in Pretzier. In die CDU, deren Ehren-Kreisvorsitzender er später werden sollte,
trat er bereits 1952 ein.

Nach der Wende wurde Egon Sommerfeld erster Landrat des Altmarkkreises, anschließend Landtags-
abgeordneter bis 2002. Seine letzten öffentlichen Mandate – Kreistagsabgeordneter sowie Gemeinde-
ratsmitglied in Pretzier – endeten im Sommer des vergangenen Jahres.

Seitdem erfreut sich Egon Sommerfeld seines Ruhestands und kann auf 80 ereignisreiche Lebensjahre
zurückblicken.

Quelle mit Foto:
Artikel von Jens Heymann in der Altmark-Zeitung / az-online.de vom 3. Dezember 2010.
http://www.az-online.de/nachrichten/alt ... 32727.html

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Dankenswerterweise übermittelt von Hans-Dieter Zemke, Kornwestheim.


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Egon Sommerfeld starb am 26. Juni 2014:
http://trauer.az-online.de/Traueranzeig ... Sommerfeld


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