Geschwister Sommerfeld aus Langwalde.

Mit den vier Kreisen Braunsberg, Heilsberg, Rößel und Allenstein.

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Geschwister Sommerfeld aus Langwalde.

Beitrag von -sd- » 28.03.2009, 10:15

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Die Juden des Dorfes Langwalde, Kreis Braunsberg.

Während in den Dörfern des Ermlands jüdische Bewohner nur ganz vereinzelt festzustellen sind,
hat das Kirchdorf Langwalde bei Mehlsack eine vieljährige jüdische Tradition einer anscheinend
einzelnen Familie, die dort etwa seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wohnte.
Erstmalig sind durch die Volkszählung 1871 jüdische Bewohner in Langwalde belegt.

Die folgende Tabelle gibt Aufschluß über die Anzahl der jüdischen Gemeindemitglieder
im Verhältnis zur Gesamtzahl der Einwohner des Dorfes:

Jahr ............. 1871 ... 1885 ... 1895 ... 1925 ... 1939 ... 1941
Juden ................ 6 ......... 4 ......... 4 ......... 2 ......... 1 ......... 1
Einwohner ..... 561 ..... 713 ..... 655 ..... 596 ..... 588 ......... ?

Die letzten jüdischen Einwohner von Langwalde waren:

Sommerfeld, Adolf * 1880 in Langwalde, ledig, starb 1937 / 1938 in Langwalde
und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Mehlsack beigesetzt.

Sommerfeld, Rosalie (Schwester von Adolf), * 1877 in Langwalde, ledig,
wurde 1941 in den von der Gestapo bewachten Häuserkomplex der Judengemeinde
in Allenstein, Liebstädter Straße 5 / 6, eingewiesen, wo Agnes Krohn, die Berichterstatterin
über Langwalde, sie besucht und mit Lebensmittel versorgt hat. Butter und Eier seien ihr
sehr willkommen gewesen, Schweinefleisch und Speck wollte sie als gesetzestreue Jüdin
allerdings weitergeben.

Rosalie Sommerfeld ist wahrscheinlich mit dem ersten Judentransport aus Ostpreußen
nach Minsk gebracht worden, wo sich ihre Lebensspur verliert.

Die jüdischen Geschwister Sommerfeld aus Langwalde besuchten die örtliche Volksschule
und übernahmen das Geschäft ihrer Eltern. Vor dem Ersten Weltkrieg zogen sie noch mit
einem Wagen über Land, um Rohprodukte einzuhandeln, betrieben dann aber ein Kolonial-
warengeschäft, wobei sie auch weiterhin Felle, Pferdehaare u.a. ankauften.

Als biedere, bescheidene Leute standen sie bei der christlichen Bevölkerung des Dorfs in
gutem Ansehen. Ihr nur kleines Haus kaufte die katholische Pfarrgemeinde.

Quelle:
Aloys Sommerfeld 'Juden im Ermland - Ihr Schicksal nach 1933.'
In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands. Beiheft 10 / 1991.

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