Fontane's Arnswalder Hochzeitsgedichte.

SOMMERFELD(T)-Vorkommen sowie Verbindung zu Personen und Familien anderen Namens in der ehemaligen preußischen Provinz Brandenburg.

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Fontane's Arnswalder Hochzeitsgedichte.

Beitrag von -sd- » 16.03.2008, 20:48

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Wer war Wilhelm LEUTHOLD von MEYER-ARNSWALDE ?
Oder: Kleine Stadt in der Neumark - nicht gänzlich unbekannt.

Von Dr. Erdmann Kreusch, Moringen, im 'Heimatgruß-Rundbrief Arnswalde',
Januar / Februar / März 2002, 256 Folge, Seite 12.

Unsere Heimatstadt war in die neuere Geschichte eingegangen als der Ort,
wo die Königin Luise anno 1806 auf der Flucht nach Ostpreußen übernachtete
und wo 1807 der französische Marschall Victor von versprengten preußischen
Soldaten gefangen genommen wurde. Er wurde später gegen den in französische
Gefangenschaft geratenen Marschall Blücher ausgetauscht. Beiden Ereignissen
war am Marktplatz bzw. an der Westmauer eine Gedenktafel gewidmet.

Der Name unserer Stadt ist ferner mit dem hier am 9. September 1824 geborenen
Apothekersohn Robert Ferdinand Wilms verknüpft. Er war ein berühmter,
an seinem Tätigkeitsort Berlin sehr beliebter Chirurg (Brockhaus 1908).

Aber wer war Wilhelm Letpold von Meyer-Arnswalde, der seinen 'Allerweltsnamen'
mit dem unserer Stadt verknüpft hat ? Beim Blättern in Büchmanns 'Geflügelte Worte'
(21. Auflage 1903) stieß ich zufällig auf seinen Namen. Von ihm stammt die Redensart
"Es geht auch so !", die ihm die Aufnahme in den 'Büchmann' einbrachte.
M. lebte von 1816 bis 1892 und war Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses.
In der Sitzung vom 25. Februar 1887 erläuterte er seine Zustimmung zu einer von ihm
anfänglich abgelehnten politischen Entscheidung wie folgt: Ein älterer Regierungsrat
habe ihn vor mehr als 40 Jahren - als jungen Referendar - belehrt:
"Mein lieber junger Freund, merken Sie sich den ... den obersten Grundsatz
der preußischen Verwaltung. Er wird Sie für alle Zukunft in gleichen Fällen trösten.
Dieser Grundsatz lautet: "Es geht auch so !" - "Ja, meine Herren", wird Meyer zitiert,
"die tiefe Weisheit dieses Grundsatzes habe ich oft in meiner Praxis erprobt."
(Soweit der 'Büchmann'.)

Im Brockhaus von 190ß8 sind v. M. acht Zeilen gewidmet als konservativem Politiker.
Geboren am 11. Dezember 1816 in Berlin, dort gestorben an 10. September 1892.
Er wurde, nachdem er das Rittergut Helpe im Kreis Arnswalde angekauft hatte
1845 Landrat dieses Kreises (bis 1884). Er war längere Zeit Landesdirektor
der Neumark und mehrfach Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses.
1890 wurde er von Arnswalde in den Reichstag entsandt.

W. Schumacher erwähnt in seinen 'Wanderungen und Streifzügen durch den Kreis
Arnswalde', daß der Landrat Leuthold Wilhelm Stimmrich Meyer (später geadelt)
am 12. März 1846 Helpe vom Amtmann Ohrmann für 31.780 Taler kaufte.

Sein Sohn Michael Johannes von Meyer war ebenfalls (bis 1895) Landrat von Arnswalde.
Im 'Meyer' von 1928 und im Brockhaus von 1971 is v. M. nicht mehr erwähnt.

Meine Mutter erzählte in Bezug auf das Kaiserreich von Politikern etc. heiß ersehnte Ziel,
in den Adelsstand erhoben zu werden, folgende kleine Anekdote, die sich auf 'unseren'
Meyer beziehen könnte: M. kommt nach Hause und wird von seiner Frau mit den Worten
empfangen: "Von Meyer, fasse Dich - Du bist geadelt !" Vermutlich soll jedoch ganz
allgemein hiermit das Streben der Bürgerlichen nach Aufnahme in Adelskreise
verspottet werden.

Schließlich ist Arnswalde durch Theodor Fontane nicht gerade unsterblich geworden,
doch wird unsere Stadt in seinen Werken 'Band Gedichte III' (Gelegenheitsgedichte etc.) -
(Aufbau-Verlag 1989) dreimal erwähnt.

Fontane hatte eine verwandtschaftliche Beziehung zur Apothekerfamilie
Sommerfeldt in Arnswalde. Ausdrücklich erwähnt ist im 'Toast' zur Hochzeit
von Frieda Sommerfeldt "... das alte Haus der Wilms in Arnswalde"
(27. Oktober 1879).


Das Gedicht zur Hochzeit von Elise SCHRÖDER und Max SOMMERFELDT
am 28. April 1881 findet sich im 'Heimatgruß-Rundbrief Arnswalde' 253 / 01,
eingesandt von H. Splettstößer. Splettstößer erläutert in seinem Beitrag auch
die verwandtschaftlichen Beziehungen Fontanes zur Familie Sommerfeldt.
Siehe: viewtopic.php?t=1201

Schließlich verfaßte Fontane ein Gedicht zur Hochzeit
von Anna SOMMERFELDT am 29. April 1882, wo es heißt:
"... Arnswalde kann, was Fürstenwalde konnt !"
Weiter ist von der 'Schwelle' die Rede, "wo Willms geboren ...",
Gemeint ist also das Apothekerhaus.


So ist unsere Stadt aus dreimaligem erfreulichem Anlaß in die Literaturgeschichte
eingegangen.

Schließlich soll nicht vergessen werden, daß unsere Stadt für kurze Zeit in die jüngste
Geschichte einging. Sie wurde im Januar und Februar 1945 mehrfach im Wehrmachts-
bericht erwähnt. Mit der geglückten Flucht der letzten Einwohner aus der brennenden
Stadt endet auch die Geschichte der deutschen Stadt Arnswalde. Seit mehr als
50 Jahren wird ihre Geschichte nun als 'Choszczno' fortgesetzt. Kürzlich teilte mir
meine Tochter folgendes mit: Im Internet könne man sich die Verkehrsverbindung
nach Arnswalde geben lassen: Von Berlin nach Choszczno gelangt man per Bahn
in vier Stunden.

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