Corona-Virus: Die Lage in Pflegeheimen.

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Corona-Virus: Die Lage in Pflegeheimen.

Beitrag von -sd- » 30.03.2020, 19:10

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Meine 1942 geborene, parkinson-erkrankte Frau befindet sich seit Juli 2017
im Seniorenhaus Matthäus. Da auch ich (* 1937) Rentner bin, war es mir
möglich, täglich stundenlang bei ihr zu sein, um gemeinsam den lieben
langen Tag zu verbringen. Zugleich mit dem Frühlingsanfang änderte sich
dieses Gewohnte schlagartig mit dem weltweiten Auftauchen des Corona-
Virus und den verhängnisvollen Folgen auch in HH-Winterhude. Von einem
Tag zum anderen wurde es behördlicherseits untersagt, den in einer Alten-
einrichtung lebenden Menschen zu besuchen und zu sehen. Wenn so etwas
Wochen und Monate so weiter geht, hat das Folgen, die kaum jemand er-
messen kann. Wochentags wie auch an Wochenenden ist der Ablauf in
einem Seniorenheim strukturiert und davon Betroffene können planen.
Der regelmäßige Morgenkreis bietet sich an. Die Kaffeerunde ist willkommen.
Das sich anschließende Singen, die Vorlesestunde, gesellige Unterhaltung
mit Konzerten und Darbietungen vielfältiger Art, Ausflüge und als Abrundung
der Gottesdienst alle 14 Tage sorgen für Tapeten- und Perspektivwechsel.
Es ist immer etwas los ! Langeweile muß nicht aufkommen.

Was aber passiert, wenn plötzlich überhaupt nichts mehr passiert ?

Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz hatte wegen
der Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus für Hamburg ein
generelles Betretungsverbot von Wohneinrichtungen älterer Menschen
erlassen. Die Folge: Der Speise- und Veranstaltungssaal mit den
zahlreichen ehrenamtlich helfenden, und oft einzigen von draußen
kommenden Bezugspersonen, durfte nicht mehr benutzt werden.
Für alleinlebende Menschen und Hinterbliebene, die vielfach häufig
nie oder nur ganz selten Besuch bekommen, ein schmerzhafter Entzug.
Darüber hinaus erfolgte die Sperrung des 'Wintergartens', so daß
ebenso der Morgenkreis entfiel. Keine Begegnungen, keine Betätigung,
keine Unterhaltung, keine Ablenkung !

Zum Pflegeheim gehört auch ein Frisiersalon sowie die Hand- und Fuß-
pflege, die ebenfalls geschlossen wurden und ihre Dienste einstellen
mußten.

Schlimmer noch: Alle Therapien (Einzelbehandlungen) durch von
draußen kommende Personen wurden gestoppt. Wegfall von Logopädie
(Sprachstörungen / Schluckbeschwerden), Wegfall der verordneten regel-
mäßigen krankengymnastischen Behandlungen, Beendigung des bis dahin
täglichen zusätzlichen halbstündigen Geh- und Bewegungstrainings. Das
Sprachvermögen und die Bewegungsfähigkeit meiner Frau verschlechterten
sich zunehmend durch fehlende Übung und wochenlangen Stillstand
.
"Die Versorgung wird immer schwieriger" erklärte die leitende Schwester.

Heimbewohner waren schon vor Corona viel zu oft auf meist völlig
überfordertes Personal angewiesen. Angehörige werden m.E. deshalb
vor Ort dringender denn je gebraucht. Stattdessen wird Töchtern,
Söhnen, Ehepartnern, Enkeln, Schwestern oder Brüdern der Zugang
zu Senioreneinrichtungen wie auch in Krankenhäuser verwehrt. Man
kann aber nicht Eingangstüren einfach zusperren und Bewohner wie
Besucher voneinander abschotten. Das sind radikale Maßnahmen,
die ans Eingemachte gehen. Solche persönlichen Entbehrungen und
vor allem anhaltende Einschränkungen mit dem Verzicht auf vieles, was
einem lieb und wichtig ist, führen letztlich mehr oder weniger zu
Fassungslosigkeit, Verdrossenheit, Frust und Verzweiflung.

Die Alten in unserer Gesellschaft, Eltern und Großeltern, sind häufig sich
selbst überlassen. Sie sind vielfach einsam und oft auch vollkommen
hilflos und wehrlos.

Immer noch am Anfang der Pandemie hoffen und warten wir alle auf
eine günstige Entwicklung. Vor allem die ältere Generation ist noch von
'Treu und Glauben' geprägt. Sie baut aber auch auf Vertrauen, Sicherheit,
Geborgenheit. Vertrauen ist jedoch an Bedingungen geknüpft. Es ist
kein bedingungsloses Vertrauen.

Covid 19-Erkrankungen sind dem Seniorenhaus Matthäus bisher erspart
geblieben. Dennoch sind m.E. mit Blick auf die vorgenannten Gründe
und Argumente, Überlegungen zur Einhaltung der strikten Besuchssperre
und zu behutsamen Lockerungsmaßnahmen anzustellen.

Dieter Sommerfeld

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Corona-Virus: Die Lage im Matthäusheim am 19. Januar 2021.

Beitrag von -sd- » 20.01.2021, 10:48

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19. Januar 2021

Ich habe online beim NDR davon gelesen, sowie die 'Hamburger Morgenpost'
haben darüber berichtet. Das sind die Internetseiten auf denen du sie einsehen könntest:

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... im354.html

https://www.mopo.de/hamburg/corona-ausb ... 0124?dmcid


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